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HORIZON Maya Deren „At Land“ 1944

Ich bin schon länger fasziniert von Maya Deren – weil sie durch Film schafft, sichtbar und deutlich zu machen oder vielmehr ahnen zu lassen, was in Träumen und unserer Wahrnehmung mit Zeit, Grenzen, Déjà-vu und unserem Sehen geschieht.

Ich habe Lust, mich noch weiter und tiefer mit ihr auseinander zu setzen. Schade, dass sie schon sehr früh, um genau zu sein in meinem jetzigen Alter, gestorben ist und Unvollendetes und Fragmente hinterlässt. Sie betont die Bedeutung von Metamorphose, wie eine Sache zu einer anderen wird, sich fortwährend wandelt und nicht, wie oder was etwas unverrückbar IST. 

Es ist die Perspektive einer Frau.

HORIZON Maya Deren "At Land" 1944

Die Musik zu diesem Filmmaterial war wie ein Drahtseilakt, weil sie den Trance- ähnlichen Zustand und die Stille und Atmosphäre nicht stören und davon ablenken sollte, mir aber die Erfahrung von Déjà-vu und ewiger, fast lähmender Wiederholung bei gleichzeitigem Klang und Weite wichtig war.

Aus dem Bildmaterial beziehungsweise Filmmaterial habe ich Teile heraus gelassen – in mir arbeitet es noch. So, wie es im Moment ist, wirkt die Musik stimmig und trifft das Tempo – ich erlaube mir, diese Momentaufnahme meiner Auseinandersetzung. 

Über Maya Deren und ihre Arbeit

Maya Deren war eine bahnbrechende Filmemacherin, Tänzerin und Theoretikerin, die in den 1940er und 1950er Jahren maßgeblich zur Entwicklung des amerikanischen Avantgarde-Kinos beitrug. Ihr Werk zeichnet sich durch eine intensive Auseinandersetzung mit Träumen, Ritualen und der menschlichen Psyche aus, was sie zu einer Schlüsselfigur in der Geschichte des Experimentalfilms machte.

Frühes Leben und Hintergrund

Maya Deren wurde am 29. April 1917 als Eleonora Derenkowska in Kiew, Ukraine, geboren. Ihre Familie emigrierte 1922 in die USA, um den politischen Unruhen in der Sowjetunion zu entkommen. Deren studierte Literatur und Journalismus an der Syracuse University und setzte ihr Studium an der New York University und der Smith College fort.

Filmarbeit und Hauptwerke

Derens erster und wohl bekanntester Film, „Meshes of the Afternoon“ (1943), gilt als Meilenstein des surrealistischen Films. Zusammen mit ihrem damaligen Ehemann Alexander Hammid schuf sie einen poetischen, traumhaften Kurzfilm, der mit wiederholten Motiven und symbolischen Bildern arbeitet, um eine dichte, mysteriöse Atmosphäre zu erzeugen. Der Film spielt in einem Haus, das zur Bühne eines immer wiederkehrenden Traums wird und die Grenzen zwischen Realität und Imagination verschwimmen lässt.

Andere bedeutende Werke sind „At Land“ (1944), „A Study in Choreography for Camera“ (1945) und „Ritual in Transfigured Time“ (1946). Diese Filme erkunden Themen wie Identität, Bewegung und Ritual, oft unter Verwendung innovativer Schnitttechniken und Kameraarbeit.

Denkweise und Einflüsse

Deren war nicht nur eine visionäre Künstlerin, sondern auch eine tiefgründige Denkerin. Sie betrachtete Film als eine Kunstform, die nicht nur Geschichten erzählt, sondern auch neue Wege des Sehens und Denkens eröffnet. Für sie war der Film ein Medium, das die Wahrnehmung und das Bewusstsein transformieren konnte.

Sie war stark von der Surrealismus-Bewegung beeinflusst, insbesondere von der Arbeit von Künstlern wie Salvador Dalí und Luis Buñuel. Doch während der Surrealismus oft die absurde und chaotische Seite des Unbewussten betonte, suchte Deren nach einer poetischen und spirituellen Dimension.

In ihren Schriften und Vorträgen betonte Deren die Bedeutung des „vertikalen“ Schnitts im Film, der nicht nur die lineare Zeitstruktur durchbricht, sondern auch die Tiefe der menschlichen Erfahrung und Emotionen erforscht. Sie sah den Film als eine Form des Rituals, die den Zuschauer in eine tiefere Verbindung mit sich selbst und der Welt bringen kann.

Einfluss und Vermächtnis

Derens Einfluss auf das Avantgarde-Kino und die unabhängige Filmszene ist immens. Sie war eine der ersten Filmemacherinnen, die die Möglichkeiten des Films als Kunstform voll ausschöpfte und ermutigte andere, das Medium auf neue und experimentelle Weise zu nutzen. Ihr Werk inspirierte eine Generation von Filmemachern, darunter bekannte Namen wie Stan Brakhage, Jonas Mekas und Barbara Hammer.

Obwohl Deren 1961 im Alter von nur 44 Jahren starb, lebt ihr Vermächtnis in ihren Filmen und Schriften weiter. Ihre Arbeiten sind heute in Filmstudiengängen weltweit ein zentraler Bestandteil und ihre visionäre Herangehensweise an Film und Kunst bleibt eine Quelle der Inspiration für Künstler und Denker gleichermaßen.

Maya Deren war eine Pionierin, deren kreatives Schaffen und philosophisches Denken die Grenzen des Kinos erweiterte und einen tiefen Einfluss auf die Kunstwelt ausübte. Ihr Engagement für die Erforschung des menschlichen Geistes und der visuellen Poesie macht sie zu einer unvergesslichen Figur in der Geschichte des Films.

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