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Zugehörigkeit oder Authentizität?

Dieser Vollmond bringt ein Thema eine Ambivalenz und die Notwendigkeit der Balance zwischen zwei Extremen besonders stark in meine Wahrnehmung :

Zugehörigkeit oder Authentizität

Einsamkeit und Isolation - oder Selbstverlust?

Wenn wir Mama werden oder aus anderen Gründen das Eingebunden sein in ein soziales Netzwerk verlieren, ist es plötzlich schwierig, Kontakte zu knüpfen oder zu halten.

“Es braucht ein ganzes Dorf…” 

… ist inzwischen eine Floskel – und sorgt bei vielen für ein schlechtes Gewissen und Druck. Weil es nicht immer gelingt oder zur Verfügung steht.

Mal eben ein Netzwerk aus Freunden, Familie und Babysittern aufbauen?
Die Lebensrealität vieler ist, dass sie spätestens seit dem Studium entfernt von der Familie leben und Freundschaften sich verändern. 

Eine Klientin, die in ihrer Heimatstadt geblieben ist und deshalb sowohl auf ihre Familie als auch auf langjährige Freundschaften zurückgreifen kann, ist ständig damit beschäftigt, ihre eigenen Werte zu verteidigen oder herunter schlucken zu müssen, um ja nicht die Vorteile “dieser Arrangements” zu verlieren.

Sie ist eine der wenigen alleinerziehenden Mütter die ich kenne, die einen richtig gut bezahlten 40 Stunden Job machen kann, weil Eltern und Freunde ganz selbstverständlich zum Lebensalltag ihrer Kinder mit dazu gehören.

Andere (und ich) haben andere Herausforderungen:

  • Familie und enge Freunde sind seit Jahren in weiter Entfernung
  • bei schwierigen Beziehungen zu den Eltern wollen wir unseren Kindern nicht die eigenen Erfahrungen mit den Eltern zumuten
  • als Introvertierte fällt es uns schwer, in Kontakt zu gehen
  • Unterstützung “kostet etwas”, das wir uns nicht leisten können oder wollen – Geld oder eine Gegenleistung

 

Wenn Unterstützung zu viel kostet

Ich erinnere mich gut an meine Zeit als alleinerziehende Studentin.

Es war nach dem Vordiplom und alles ganz anders geplant, ich war neu, kannte niemanden. Ich hatte kein Geld für Betreuung, mein Bafög lief nach einer Weile aus, vieles fand nachmittags und abends statt. Zu Zeiten, in denen die Tagesmutter nicht mehr zuständig war.

Ich hatte eine Nachbarin, die ebenfalls ein etwas älteres Kind hatte und Studentin war. 

Wir hätten uns gegenseitig unterstützen können. Aber die Vorstellung, im Gegenzug ihr Kind ebenfalls nehmen und betreuen zu müssen war mir einfach zu viel und nichts, was ich zu diesem Zeitpunkt hätte leisten können. 

Ich war erst 24, mit meinem eigenen Kind und dem Studium schon oft überfordert. Ich war auf mich allein gestellt. Ich hätte andere Menschen und Unterstützung dringend gebraucht – aber keine Gegenleistung erbringen können.

Wir brauchen andere Menschen und Unterstützung. Bleibt dieses Grundbedürfnis unerfüllt, löst das Ängste und Scham aus.

Diese Gefühle und Ängste an sich sind noch nicht das Problem. Schwierig wird es oft erst durch ein bestimmtes Vermeidungs- Muster : Wir versuchen,  zu kompensieren und zu vermeiden, was daran gekoppelt ist :

Bedürftigkeit.

Auf keinen Fall soll jemand merken, dass ich ihn oder sie oder Geld oder Unterstützung brauche. Oft fehlen auch Vorbilder dafür, um etwas zu bitten oder etwas einzufordern. Selbst wenn wir es schaffen, um etwas zu bitten oder etwas einzufordern, heißt das noch lange nicht, dass wir es auch bekommen.

Erwartungen der Gesellschaft

In unserer Gesellschaft sind bestimmte Bilder davon verbreitet, wie ein Mensch, eine Frau, eine Mutter zu sein, sich zu verhalten und sich zu fühlen hat. Stark, glücklich, unkompliziert, belastbar.

Burn-Out

Eine andere Klientin, ebenfalls alleinerziehend mit mehreren Kindern, war schon mehrmals im Burn-Out gelandet und hatte massive gesundheitliche Probleme.

Für ihren Ex-Mann, seine Neue und deren Urlaubswünsche ging sie Kompromisse ein.

Sie hatte Bedenken, ihre Kolleginnen mit ihren Problemen zu belasten.

Wollte für ihre Kundinnen zusätzlich Online – Seminare anbieten, die sonst niemand übernehmen wollte.

Ihre Kinder sollten keine Abstriche machen müssen, nicht merken, wie es ihr wirklich ging, damit sie nicht belastet wären.

Sie leistete gleichzeitig Homeschooling, Organisation, Arbeit und machte sich noch selbst dafür runter, dass andere sportlicher und fitter sind und das alles viel besser hinbekommen und wollte lernen, endlich effektiver zu sein…

Was ist DIR wirklich wichtig?

In bestimmten Lebenssituationen sind wir hilflos und empfinden Ohnmacht. Zum Beispiel sind wir in der Kindheit auf Bezugspersonen angewiesen. Auch bei Krankheit, Verlust, in Krisen oder wenn wir Verantwortung für andere tragen und Mutter sind.

Zugehörigkeit oder Authentizität?

Wenn wir Ohnmacht erleben und nach einem Ausweg suchen haben wir die Wahl : 

stellen wir um jeden Preis eine Beziehung her, auch wenn es unsere Werte oder Bedürfnisse kostet?

Im Beispiel der Klientin : sie wollte um jeden Preis nett sein und es war wichtiger, was andere von ihr hielten. Ihre Kinder, der Ex, die Neue, die Kolleginnen…

Inzwischen hat sie gelernt, sich abzugrenzen und nein zu sagen – und kann gut damit leben, dass auch ihr Ex Unannehmlichkeiten und Verantwortung zu tragen hat und sich über sie ärgert. 

Es geht um das Eigene – ideale Familien Konstellationen kommen selten vor.

Es gibt alle Facetten zwischen skurrilen Erfahrungen mit Schwiegereltern und vollständigen Kontakt Abbrüchen.

  • In welchen Bereichen gehst du zu große Kompromisse ein, um eine Beziehung aufrecht zu halten? 
  • In welchen Bereichen bist du zu wenig Kompromissbereit? Wie kannst du für mehr Harmonie oder gegenseitige Unterstützung sorgen? Was kannst du tun, um Gemeinschaft und Beziehungen in deinem Leben zu fördern?
  • In welchen Bereichen gibst du einem anderen Menschen zu viel Macht über dich, dein Leben, deine Entscheidungen und Werte?
  • Wie konfliktbereit bist du, um deine Werte und deine Würde zu wahren?
  • Welche deiner Beziehungen, die “ein unterstützendes Dorf” für deine Kinder und dich sein sollten, belasten dich vielleicht mehr als dass sie dich tragen?
  • Wie kannst du selbst besser für dich sorgen und dich gut nähren?
  • Kannst du deine eigenen Bedürfnisse wahrnehmen, diese äußern und um etwas bitten? Wie genau tust du das?

Wenn du dein So-Sein und Anders-Sein vollständig annimmst, kannst du stimmig und authentisch auf deine ganz eigene Weise ein Beitrag sein.

Durch deine einzigartige Sicht auf die Dinge, durch deine Werte, Talente und Bedürfnisse bist du ein wichtiges einzigartiges Puzzleteil im Gesamtbild und Kollektiv, im Kleinen und im großen Ganzen.

Hinterlasse gern einen Kommentar und lass andere wissen : 

Wie gehst du mit Einsamkeit um – und wie bewahrst du deine Würde und Werte? Welche der oben gestellten Fragen resoniert am stärksten mit dir – und warum?

 

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