Erst alle Informationen sammeln und alle Seiten einer Medaille betrachten, bevor ich mir eine Meinung bilde oder womöglich sogar ein Statement abgebe. Statements und Meinungen halte ich oft für schwierig, weil immer noch neue Informationen auftauchen, neue Aspekte oder Perspektiven, die man vorher nicht berücksichtigt hat. Auch deshalb habe ich schon ewig nicht mehr geschrieben und vieles ruhen lassen.
Aber es ist noch etwas anderes. Meine Art zu denken hat immer weniger mit Kommunikation, Teilen von Gedanken und “etwas ausdrücken” zu tun.

Alle Synapsen gleichzeitig, Festbeleuchtung im Gedächtnispalast
Permanenter Input, freiwillig und unfreiwillig, ein ständiges Aufnehmen und Verarbeiten von Informationen.
Die Fülle an Informationen ist so groß, dass ich nicht alles fassen und nichts vollständig verarbeiten kann. Als wären alle Synapsen gleichzeitig angeknipst und alle Teile der riesigen Mindmap gleichzeitig aktiv, alle Tabs und Programme geöffnet, Festbeleuchtung im gesamten Gedächtnispalast.
Es gibt so viele Dinge, die ich derzeit nicht fassen, einschätzen oder verarbeiten kann. Die Ergebnisse der Wahl zum Beispiel haben mich leider nicht überrascht – aber natürlich ist erschütternd, die Dinge mal genau so blau neben schwarz mit winzigen bunten Tupfen zu sehen, wie sie tatsächlich sind. Soooo so viele Menschen haben also tatsächlich so gewählt, denken und identifizieren sich so. Puh, ok… Das lässt sich nicht ändern, geschweige denn verbieten. Es ist wie es ist.
Musik und Kunst als Akt der Rebellion
Es ist ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Gesinnung und der Bedeutung von Musik & Kultur zu erkennen. Da, wo es mehr Musik und Kultur gibt, sind die Menschen offenbar inklusiver im Denken. Wie anders wäre die Welt, wenn Musik und Kultur einen anderen Stellenwert auch außerhalb von Kultur- relevanten Orten hätte… Musik und Kunst als Akt des Widerstandes, hat mal jemand zumindest so ähnlich gesagt, Paul Auster hat es in 4321 zitiert…
Ich bin noch lange nicht fertig mit meinen Gedanken. So viele lose Enden.
Es gibt so viel Unterschwelliges. Ungereimtheiten und Widersprüche, die ich nicht zusammensetzen kann. Es macht mich irre. Ich sehe viele Dinge, die nicht stimmig sind, nicht zusammenpassen, noch keinen Sinn ergeben. Menschen, die sich widersprechen oder Umstände, die nicht zusammenpassen. Mich macht wachsam, wenn ich etwas glauben soll. Etwas geschieht direkt vor meinen Augen, aber ich kann es nicht klar fassen. Wie der Gorilla im Basketball Spiel… Eine Suche nach fehlenden Puzzleteilen, obwohl genau das bereits das vollständige Bild einer jeweiligen flüchtigen Momentaufnahme ist.
Die Musik gibt mir Halt, weil ich mich tiefer mit dem Unterschwelligen befassen kann, dem Unausgesprochenen. Schönheit, Zerbrechlichkeit, Würde und Bedrohung existieren gleichzeitig und gleichwürdig in dieser Welt…
Zwischenräume statt Bäume
Nicht in die Dunkelheit oder auf die Hindernisse schauen, sondern auf die Zwischenräume und das, was ich klarer sehen und näher betrachten möchte. So wie man in der Fahrschule und beim Skifahren lernt, nicht auf die Hindernisse, zum Beispiel Bäume zu schauen, sondern daneben oder auf die leeren Bereiche zwischen den Stämmen, damit man nicht direkt darauf zusteuert, weil die Aufmerksamkeit und der Fokus nun einmal klar darauf ausgerichtet sind.
Eine klare Wahl für das, was richtig und stimmig ist und meine Energie nicht an Unstimmigkeiten und das Verstehen wollen verlieren – es sei denn, ich kann es hörbar machen und mich mit der Faszination der creepy Noises, Drones und Synths neben der Vollkommenheit und Verletzlichkeit von Querflöte und Stimme und unvollendeten Bildern beschäftigen.
Wir sind da – Musik und Kunst als Akt der Rebellion und des Widerstandes.


