Ein erster Schritt sollte jedoch immer sein, in irgend einer Weise aus der akuten Situation zu gehen, um Abstand zu gewinnen und sich einen Überblick verschaffen zu können. Das kann konkret bedeuten, eine Zeit lang nur noch mental zu üben, statt tatsächlich am Instrument. Oder weniger wichtige Projekte nicht anzunehmen. Wenn es nötig ist, dann kann es auch eine tatsächliche Auszeit sein.
Für mich persönlich war es ab einem gewissen Punkt hilfreich, den Gedanken zuzulassen, mit der Musik meinen Kinder und mir nicht länger den Lebensunterhalt finanzieren zu müssen – es kann eine neue Berufung oder einen Lohn-Job nach oder neben der eigentlichen Berufung geben.
Mir persönlich hat es auf meinem Weg sehr viel Erleichterung gebracht, nicht mehr länger unter diesem immensen Druck zu stehen.
Es geht mir körperlich inzwischen so viel besser, wenn ich nicht oder nur ganz wenig mein Instrument spiele. Wenn ich mich selbst und meine Empfindsamkeit auf meine gewohnte Weise tief und leidenschaftlich in eine neue Berufung gebe, lebendig lerne und mich entwickle – und etwas ganz konkretes, greifbares und für andere dienliches damit in die Welt bringe.
Es war und ist ein Weg und eine riesige Aufgabe, etwas ganz Neues aufzubauen und wieder zu wissen, wofür ich da bin und dass mein Tun einen Sinn und einen Nutzen hat.
Aber ich gebe es zu : ohne Musik fehlt mir etwas ganz wesentliches. Ich kann mir ein Leben ohne Musik, ohne Klang und Töne, Vollkommenheit, Stille, Perfektion und diese gewaltige Kraft nicht vorstellen, ich brauche treibende oder beruhigende Rhythmen, Dissonanzen und Harmonie…